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Thema: "EU und EURO"


CaptFuture
01.05.2013 12:12
reg. Mitglied
... gut lassen wir das mit dem Konstrukt "Euro" als Unruhestifter, ich sehe schon das ist schwierige Materie als Einstieg.

Scaber C.
01.05.2013 13:38
Gast
Naja schwierige Materie ist alles, je nach dem wie die Ansicht und das Verständnis dafür ist!

Was den Euro und diverse Währungen angeht in Bezug auf die Krisen:
Es ist doch Tatsache das es mittlerweile mehr Geld in Form von Zahlen gibt als in Form eines Gegenwertes, sei es Gold, Silber, Papier oder was auch immer. Und um diese Zahlen zu mehren bringt es nun mal nichts Grenzen zu haben oder zu setzen, auch wenn dieses einige Vorteile hat.

Armine
02.05.2013 11:27
Gast
Nur mal so erwähnt:

Ich bin kein Eurogläubiger...

Was wird aber passieren, wenn wir als Exportnation wieder die starke D-Mark haben?

Unsere Exporte werden in den Keller schiessen, dank des Wertgefälles der Währungen.

Man sollte auch nicht vergessen, wie oft Deutschland schon die Sparvorgaben der EU nicht einhielt.

Die Arroganz von Merkel und Schäuble den ärmeren Ländern gegenüber ist einer der Gründe, warum sie dort unbeliebt sind.

Wirtschaftlich nützt die EU und die gemeinsame Währung in erster Linie Konzernen und Banken.

Leider.

Nun J.
02.05.2013 11:32
Gast
Genauso sieht das aus Arnime.
Und der Euro wird durch die ganzen Rettungsmaßnahmen künstlich stabil gehalten.

Der Euro ist solch ein zementiertes Konstrukt, daß man ein Scheitern garnicht eingeplant hat. Aber das zeigt wieder wie arrogant die Verantwortlichen mit dem Thema umgehen.

Stephan C.
02.05.2013 12:32
Gast
Der EURO hat erst dafür gesorgt, dass Deutschland weltweit jetzt dort steht, wo es ist. Man braucht sich einfach nur mal die inflationsbereinigte Entwicklung unseres BIP und unsere Exportstatistiken ansehen. Dann stellt man fest, dass seit der Euroeinführung ein massiver Sprung nach oben zu verzeichnen ist, trotz Krisen etc.
Wem kommt das zugute? Natürlich den Banken, natürlich den Unternehmen. Und wer sind die? Richtig: Die sind die Angestellten in diesem Land, die Kleinsparer, die Zinsen bekommen, die Lebensversicherungen haben, die Aktienfonds haben etc. Kurzum: Jeder von uns profitiert davon, wenn in diesem Land Gewinne erwirtschaftet und versteuert werden. Denn davon werden unsere Straßen bezahlt, unsere Theater, unsere Wälder, unsere Gesellschaft.

Nun J.
02.05.2013 13:20
Gast
Wenn "jeder" von uns profitiert, dann frage ich mich warum es in Mecklenburg Vorpommern trotz hoher Zimmerpreise, trotz Senkung der Mehrwertsteuer auf Hotelübernachtungen immer noch Hungerlöhne für die Masse der Angestellten im Hotel und Gastgewerbe gibt.

Ich frage mich weiterhin warum Angestellte im Bäckerhandwerk, im Friseurhandwerk, im Verkauf und so weiter, immer noch zu Dumpinglöhnen beschäftigt werden.

Die Gewinner des Euro sind nicht jeder einzelne. Es sind die die schon immer besser verdienten.

Machen wir uns nichts vor. Zu D-Mark Zeiten kostete ein Brötchen 25 oder 30 Pfennig, heute kostet es 30 - 35 Cent. Damals kostete ein Haarschnitt trocken für einen Mann 7 D-Mark, heute 8,50 Euro. Die Preise haben sich in fast allen Bereichen fast verdoppelt, jedoch die Einkommen nicht.

Der Euro als solches hat zwar den Handel erleichtert und uns zum Exportmeister gemacht jedoch auch dazu geführt, daß die wohlhabenderen noch wohlhabender wurden und die Geringverdiener noch weniger zum Leben haben.

Gerade in Mecklenburg Vorpommern ist das traurige Gewissheit.

Martin F.
02.05.2013 13:20
Gast

Katrin S.
02.05.2013 13:41
Gast

Armine
02.05.2013 13:45
Gast
Stefan:
"Kurzum: Jeder von uns profitiert davon, wenn in diesem Land Gewinne erwirtschaftet und versteuert werden. Denn davon werden unsere Straßen bezahlt, unsere Theater, unsere Wälder, unsere Gesellschaft."

1. WENN sie (überhaupt) versteuert werden...
2. Wenn sie KORREKT (und ohne Tricks) versteuert werden...

Beispiel Bayern: Dort sind 20% zu wenig Mitarbeiter in der Steuerverwaltung tätig...also 20 000 Leute.

"Bei der Betriebsprüfung im Außendienst sorgt die Unterbesetzung für groteske Auswüchse: So wird ein Kleinstbetrieb in Bayern statistisch nur alle 250 Jahre einmal kontrolliert. Zwar ist nur etwa die Hälfte der mehr als 1,1 Millionen Kleinstbetriebe prüfungsrelevant.

Doch selbst diese, Bäckereien, Metzgereien oder Gaststätten, würden nur einmal im Jahrhundert kontrolliert. Es gilt die ungeschriebene Regel: Was der Prüfer nicht schafft, wird eben nicht geprüft. "Das ist ungerecht, aber politisch gewollt", sagt der Mitarbeiter des Finanzamts. Der Oberste Rechnungshof geht von Steuerausfällen im dreistelligen Millionenbereich insgesamt aus."

Quelle SZ

Toby G.
02.05.2013 13:45
Gast
Damit stehts auchmal 1:0 für Andy und damit hat er nur die Spitze des Eisbergs beschrieben.

Armine
02.05.2013 13:57
Gast
Noch mal Stefan:

"Der EURO hat erst dafür gesorgt, dass Deutschland weltweit jetzt dort steht, wo es ist. Man braucht sich einfach nur mal die inflationsbereinigte Entwicklung unseres BIP und unsere Exportstatistiken ansehen. Dann stellt man fest, dass seit der Euroeinführung ein massiver Sprung nach oben zu verzeichnen ist, trotz Krisen etc."

Antwort:

“Der Euro war eigentlich eine gute Idee, nur zu wenige haben sie verstanden”, sagt Heiner Flassbeck. Der Wirtschaftswissenschaftler und Buchautor war bis Ende 2012 Chefvolkswirt der UNCTAD, der UNO-Organisation für Welthandel und Entwicklung in Genf. Seit Jahren warnt der streitbare Ökonom vor dem Auseinanderbrechen der Eurozone und nimmt dabei besonders Deutschland ins Visier. Wir Deutschen glaubten, dass wir die Musterknaben der Finanzkrise seien. In der Tat sei Deutschland am besten durch die Krise gekommen, aber nur, in dem wir uns folgenschwere Wettbewerbsvorteile erkauft hätten: durch eine rigide Sparpolitik, wettbewerbsverzerrende Dumpinglöhne – und damit durch eine hohe Exportquote. Wir lebten bewusst “unter unseren Verhältnissen”, gäben Kredite an die Defizitländer, deren Märkte einbrächen – eine verhängnisvolle Schuldenspirale: “In der Krise wird der Gläubiger stark und der Schuldner schwach; der Gläubiger diktiert, was der Schuldner zu schaffen hat und begreift nicht, dass er der Teil des Prozesses ist.”

CaptFuture
03.05.2013 13:24
reg. Mitglied
@ Stephan: Bitte reiche mal die Statistiken nach auf die du dich beziehst.

Deutschland hat von Lohndumping und den Anfangseffekten (niedrige Zinsen in den Südländern) profitiert, weil die neue starke Währung in den Ländern einen massive Kapitalfehlallokation provoziert hat.

Ganz einfach weil diese Länder, einfach höhere Zinsen zahlen mussten und dies fiel weg und bewirkte eine massive Ausweitung der wirtschaftlichen Tätigkeit, jedoch eben keinen echte Entwicklung, sondern ein Boom, der in der jetzigen Situation mündete. Siehe auch die spanische Immoblase.

CaptFuture
03.05.2013 13:29
reg. Mitglied
@ Armine: Deiner Meinung, nichts zu ergänzen.

Vielleicht mit den großen Zinsen der Bank haben wir echt was davon Geld nicht unter Matratze zu parken, sondern der Bank zu spekulieren zu geben.

Nun J.
03.05.2013 14:44
Gast
Die Zinsen die man bei einer Hausbank bekommt sind inflationsbereinigt gleich Null.

Stephan C.
03.05.2013 14:47
Gast
@Andy:

Wenn "jeder" von uns profitiert, dann frage ich mich warum es in Mecklenburg Vorpommern trotz hoher Zimmerpreise, trotz Senkung der Mehrwertsteuer auf Hotelübernachtungen immer noch Hungerlöhne für die Masse der Angestellten im Hotel und Gastgewerbe gibt.

Das ist ganz einfach zu verstehen, wenn man mal darüber nachdenkt: Im Hotel-/Gastrogewerbe kann nahezu jeder arbeiten, der fleißig ist. Echte Ausbildung ist hier kaum notwendig, wenn man nicht in den Luxusbereich geht (der deutlich anders bezahlt...). was haben wir? Wir haben zigfach mehr Personal als Stellen. Der Preis wird durch Angebot und Nachfrage bestimmt. Bei zuviel Angebot sinkt eben der Preis. VWL / BWL erste Vorlesung, erstes Semester.

Ich frage mich weiterhin warum Angestellte im Bäckerhandwerk, im Friseurhandwerk, im Verkauf und so weiter, immer noch zu Dumpinglöhnen beschäftigt werden.

Siehe oben. Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Wenn eine Kassiererin bei Aldi nicht viel mehr machen muss als die Ware über den Laser zu ziehen, dann kann das eben JEDER tun. Ungelernt. Und von denen gibt es eben ziemlich viele.

Die Gewinner des Euro sind nicht jeder einzelne. Es sind die die schon immer besser verdienten.

Klassische Verklärung der Vergangenheit. Als wenn die Geringverdienenden mit der DM den Wohlstand erlebt hätten. Völlig hanebüchen.

Machen wir uns nichts vor. Zu D-Mark Zeiten kostete ein Brötchen 25 oder 30 Pfennig, heute kostet es 30 - 35 Cent. Damals kostete ein Haarschnitt trocken für einen Mann 7 D-Mark, heute 8,50 Euro. Die Preise haben sich in fast allen Bereichen fast verdoppelt, jedoch die Einkommen nicht.

Dir ist klar, was Inflation ist und warum wir sie als Volkswirtschaft dringend brauchen? Was eine Zinseszinsrechnung ist? Falls nicht, empfehle ich entsprechende Weiterbildung, dann wird nämlich ziemlich schnell klar, warum sich die Preise entwickeln, wie sie es tun. Da hat der Euro nicht wirklich etwas mit zu tun.

[i]Der Euro als solches hat zwar den Handel erleichtert und uns zum Exportmeister gemacht jedoch auch dazu geführt, daß die wohlhabenderen noch wohlhabender wurden und die Geringverdiener noch weniger zum Leben haben.[/i|

Und du meinst, das liegt an dem Zeichen auf dem Geldschein? Mit der DM sind die Konzernbosse natürlich VIEL offenherziger gegenüber ihren Geringverdienern umgegangen... Absurde Vorstellung.

Bianca R
03.05.2013 14:59
reg. Mitglied

Stephan C.
03.05.2013 15:06
Gast
@Armine:

1. WENN sie (überhaupt) versteuert werden...
2. Wenn sie KORREKT (und ohne Tricks) versteuert werden...


Hast du schon einmal ein Unternehmen geführt? Wenn ja, dann weißt du, dass das mit dem Hinterziehen von Steuern nicht so einfach ist, wie es die populär gewordenen Beispiele suggerieren. Eher das Gegenteil ist der Fall. Ich würde mal schätzen, dass die Zahl der Unternehmen, die massiv bei der Steuer bescheißen, im Marginalbereich weit unter 1% liegen. Das Problem an deiner 'Argumentation': Du scherst alle Unternehmer als potentiell kriminell über einen Kamm. Ich muss nicht weiter erläutern, dass das Unsinn ist.

Zu Flassbeck: Der Mann hat vollständig recht. Aber auch hier ist wichtig anzuerkennen, dass das derzeitige Problem währungsunabhängig ist. Auch mit der Drachme wäre Griechenland 2013 völlig überschuldet. Daran ändert der Buchstabe auf dem Geldschein nichts. Die Griechen haben sich einen Apparat aufgebaut, der nicht tragfähig war. Die Spanier haben Immobilienkredite geholt, ohne zu checken, ob die jemals bedient werden können. Das hat nicht der Euro getan - das haben die dortigen Menschen getan.

Versteh mich nicht verkehrt, die 'Märkte' der Banken brauchen dringend weitergehende Regulierung als zuvor. Und auch ein BGE oder zumindest ein menschenwürdiger Mindestlohn müssen dringend her. Das sind aber alles Themen, die währungsunabhängig sind. Damit hat weder Europa als Staaten-Konstrukt noch der Euro etwas zu tun, das sind Gesetzgebungsprozesse, die jeder mit dem Kreuz auf dem Wahlzettel beeinfussen kann.

Stephan C.
03.05.2013 15:15
Gast
@ElCaptain: Worauf es am Ende hinausläuft ist die Exportfähigkeit dank der Lohnstückkosten. Und hier hat Deutschland vergleichsweise hart gearbeitet in den letzten Jahren, was sich zu Krisenzeiten eben stark bemerkbar macht.
Das muss jetzt massiv korrigiert werden, keine Frage. Aber auch das ist kein Resultat der Währung, das ist Resultat nationaler Wirtschaftspolitik. Die gemeinsame Währung macht das Spiel nur besser vergleichbar und offenbart plötzlich die Defizite, die auch vorher schon bekannt gewesen sein könnten.

Nun J.
03.05.2013 15:24
Gast
Wenn Angebot und Nachfrage den Lohn eines Arbeitnehmers regeln, dann müsste ein Beschäftigter bei der Müllabfuhr ja noch weniger bekommen als eine Verkäuferin, denn Mülltonnen in einen Müllschlucker einhängen kann ja nun jeder und man braucht dafür nicht mal rechnen können.

Wenn die Verteuerung von Gütern des täglichen Bedarfs (Nahrungsmittel) inflationsbedingt sind, warum ist der Euro denn so eine stabile Währung? Vergleicht man den Preis bei Euroeinführung mit dem heutigen Preis dann sieht man eine 100 %ige Steigerung. Allerdings müsste dann doch auch Elektronik immer teurer werden was sie nicht wird, im Gegenteil!

Zum letzten Abschnitt... Das hast DU so verstanden! Jeder weis doch wohl, daß überall die Preise aufgerundet wurden und werden, daß weniger in Verpackungen enthalten ist als es mal war obwohl viele Konzerne hohe Gewinne ausweisen.

Ob DM oder Euro, das spielt in erster Linie keine Rolle, wenn man aber sieht, was durch die Umrechnung und die gefühlte Wertigkeit einer Zahl für Spielräume entstehen, dann sieht das schon ganz anders aus!

Es gab damals Joghurt für 39 Pfennig, allerdings habe ich nach der Einführung des Euro keinen Joghurt mehr für 19 Cent gesehen. Dieser kostete dann 25 Cent. Macht 6 Cent mehr. Das ganze multipliziert mit 1 Millionen Bechern pro Jahr macht?? Richtig, einen sehr schönen Gewinn auf der einen und einen Verlust im Portemonaie der anderen Seite.